Wie wird man Ingenieur für Geotechnik?

Gibt es überhaupt etwas Wichtige­res und Interessan­teres als den Boden unter unseren Füßen? Im Geo­technik-Studium beschäftigt man sich inten­siv mit diesem Thema, das im Alltag oft unbe­achtet bleibt. Es geht um die Ent­stehung, Struktur und Zusammen­setzung der Erd­kruste sowie darum, wie ihre Kräfte die Ent­wicklung unseres Planeten beeinflussen. Auch die bau­technische Nutzung des Bodens steht im Mittel­punkt – hier­bei spielen die Wechsel­wirkungen zwischen Geo­logie und Bau­wesen eine ent­schei­dende Rolle.

 

Vor Baumaßnahmen ist es bei­spiels­weise wichtig, die Eigen­schaften des Bau­grundes zu kennen, um die Stand­sicher­heit der geplanten Gebäude zu gewähr­leisten. Die Geo­technik ist ein ver­gleichs­weise junges Fach­gebiet von großer Bedeutung. Als Geo­techniker verfügt man über das nötige Know-how, um innova­tive Lösungen für bau­liche Heraus­forde­rungen zu ent­wickeln und somit dazu beizu­tragen, dass zukünftige Genera­tionen in einer grünen und gesunden Umwelt leben können.

 

Ein Studium der Geo­technik ist vor allem auf Bachelor- und Master­niveau möglich; Diplom-Studien­gänge sind eher selten. Da dieses Fach­gebiet ver­schiedene Teil­bereiche des Bau­ingenieur­wesens abdeckt – wie Fels­mechanik, Berg­bau oder Erd- und Grund­bau – kann sich auch die Bezeich­nung des Studien­gangs ent­sprechend unter­scheiden.

 

 

Wie lange dauert das Studium zum Ingenieur für Geotechnik?

 

Die empfohlene Dauer des Bachelor­studiums beträgt sechs bis sieben Semester. Nach erfolg­reichem Abschluss der Bachelor­arbeit erhält man den Titel "Bachelor of Science" (B.Sc.) oder "Bachelor of Engineering" (B.Eng.). Das Diplom-Studium wird nach neun Semestern abge­schlossen und ver­leiht den Titel "Diplom-Ingenieur" (Dipl.-Ing.).

 

Für das weiter­führende Studium in Geo­technik sollte man etwa vier Semester ein­planen. Nach erfolg­reicher Master­arbeit kann man stolz den Titel "Master of Science" (M.Sc.) oder "Master of Engineering" (M.Eng.) tragen.

 

 

Welche Voraussetzungen benötigt man für ein Studium zum Ingenieur für Geotechnik?

 

Um Geotechnik zu studieren, benötigt man an Uni­versi­täten normaler­weise das Abitur und an Fach­hoch­schulen die Fach­hoch­schul­reife. Einige Hoch­schulen ver­langen auch ein Vor­praktikum vor Studien­beginn. In den letzten Semestern war der Studien­gang meist zulassungs­frei und ohne Numerus clausus.

 

Für ein erfolgreiches Geo­technik-Studium ist es von Vorteil, wenn man über ein gutes natur­wissen­schaft­liches Grund­ver­ständ­nis ver­fügt und Interesse an ingenieur­wissen­schaft­lich-tech­nischen Zusammen­hängen hat. Es ist wichtig, dass man sich schnell in neue Themen­gebiete ver­schiedener Diszi­plinen ein­arbeiten kann. Gute Kennt­nisse in Mathe­matik, Physik, Bio­logie, Chemie und Erd­kunde sind von Vor­teil.

 

Je nach Hochschule braucht man für das Bachelor-Geotechnik-Studium die Fach­hoch­schul­reife oder allge­meine/fach­gebundene Hoch­schul­reife. An der TU Berlin kann man sogar ohne Abitur zuge­lassen werden. Andere Anbieter akzep­tieren auch andere Qualifika­tionen wie eine Aus­bildung zum Techniker oder Betriebs­wirt. Manche Unis fordern ein fach­bezogenes Vor­praktikum als Pflicht. Even­tuell muss man auch die Eignung für das Studium nach­weisen können und/oder einen Motiva­tions­brief vorlegen.

 

Persönliche Fähig­keiten wie tech­nisches/natur­wissen­schaft­liches Ver­ständ­nis, analy­tisches/abstrak­tes Denken sowie organisa­torische Fähig­keiten sollten vor­handen sein – ebenso Flexibili­tät.

 

Bei einem Masterstudium muss man bereits einen ersten berufs­qualifi­zierenden Abschluss in Geo­technik, Bau­ingenieur­wesen o. a., haben um sich bewerben zu können. Dies hängt aller­dings stark von der jeweiligen Uni ab. Auch bei englisch­sprachigen Pro­grammen kann zusätz­lich noch Englisch­zertifi­kate gefordert werden (TOEFL,IETS o.a).

 

Ein Masterstudium erfordert mindestens 6 Semester Regel­studien­zeit auf Bachelor Niveau, wie Bau­ingenieurs­wesen etc. Bei englisch­sprachigen Pro­gramme wird oft nach Englisch­zertifi­katen gefragt. Neben diesen Kriterien könnten einige Praktika erforder­lich sein, sowie ört­liche Zulassungs­beschrän­kungen(NC).

 

 

Was beinhaltet das Studium zum Ingenieur für Geotechnik?

 

Im Bereich der Geotechnik beschäftigt man sich mit der Beschaffen­heit und Nutzung unserer faszinie­renden Erd­kruste, die eine wichtige Grund­lage für unser Leben dar­stellt. Das Studium ist ingenieur­wissen­schaft­lich, technisch und natur­wissen­schaft­lich ausge­richtet.

 

Es umfasst theoretische Grund­lagen sowie praxis­nahe Aus­bildung in Fächern wie Ingenieur­geo­logie, Boden-, Gebirgs- und Fels­mechanik sowie Bau­ingenieur­wesen. Man lernt den Boden unter den eigenen Füßen neu kennen und erwirbt zunächst Kennt­nisse in Physik, Biologie, Chemie und Mathe­matik.

 

Darauf aufbauend analysiert man Geo­systeme hin­sicht­lich ihrer Nutz­bar­keit für Anbauprodukte oder Wassergewinnung. Auch die geotechnischen Aspekte von erneuer­baren Energien werden behandelt – ein Bezug zu aktuellen Themen wie Nach­haltig­keit, Ressourcen­schonung und Umwelt­schutz wird her­gestellt. Das Studium kombiniert Vor­lesungen zur Theorie mit prak­tischen Übungen inklu­sive Labor­praktika sowie Praktika in Wissen­schafts- und Wirt­schafts­bereichen. Es bietet Möglich­keiten zur Speziali­sierung z. B. im Tief­bau oder Ver­messungs­wesen.

 

Der Bachelorstudiengang vermittelt grund­legende natur­wissen­schaft­liche Kennt­nisse durch eine Viel­zahl von Lehr­ver­anstal­tungen wie Mathe­matik, Physik, Chemie oder Minera­logie und Bio­logie bis hin zu Betriebs­wirt­schafts­lehre.

 

Die Hauptziele im aufbauen­den Master­studium Geo­technik sind, bestehen­des geo­technisches Wissen zu ver­tiefen und praxis­orien­tierte Qualifi­kation auszu­bauen. Man lernt auch, wissen­schaft­lich zu arbeiten und komplexe technische Projekte kreativ, eigen­ständig und ganz­heit­lich (öko­logisch, sozial, öko­nomisch, recht­lich) zu planen und umzusetzen. Darüber hinaus kann man sich auf ein oder mehrere Fach­gebiete speziali­sieren. Mögliche Schwer­punkte des Studiums könnten bei­spiels­weise Explora­tions­geo­logie, Hydro­geo­logie, ange­wandte Geo­chemie/Geo­physik, ange­wandte Minera­logie/Petro­logie, Erd­öl-/Erd­gas­technik, Geo­thermische Energien, Berg­bau oder Küsten­ingenieur­wesen sein.

 

 

Wie geht es nach dem Studium als Ingenieur der Geotechnik weiter?

 

Die Beschäftigungsaussichten, Karriere­möglich­keiten und Auf­stiegs­chancen für Geo­technik-Absolventen sind äußerst viel­ver­sprechend. Es gibt eine Viel­zahl von Arbeits­bereichen, die sich öffnen: Man kann bei­spiels­weise als Projekt­leiter oder in beratender Funktion in einem Unter­nehmen der Energie­wirt­schaft tätig sein oder im Bereich Städte­planung arbeiten. In privaten oder staat­lichen Forschungs­instituten hat man die Möglich­keit, neue Bau­stoffe zu erforschen und zur Nach­haltig­keit und Umwelt­schutz­fragen beizu­tragen. Auch bei NGOs wird eine Expertise in Geo­technik geschätzt. Dank des breit gefächerten technischen Wissens bieten sich nach erfolg­reichem Abschluss des Geo­technik-Studiums zahl­reiche beruf­liche Perspek­tiven.

 

Als Geotechniker kann man zum Bei­spiel als Bau­ingenieur, Projekt­leiter, Fach­planer, Berater oder Sach­ver­ständiger arbeiten. Oder man ent­scheidet sich für eine wissen­schaft­liche Lauf­bahn. Eine geo­technische Kompetenz ist in ver­schiede­nen Wirt­schafts­zweigen gefragt wie dem Bau­wesen (Tief­bau, Grund­bau), produzie­renden Indus­trien (Wasser- / Roh­stoff­sektor), öffent­lichen Bau­diensten sowie Energie- / Ressourcen­wirt­schafts­bereichen, Ingenieur-, Architektur- und Projekt­manage­ment-Büros, Immobilien­branche, Finanz­dienst­leistungs­sektor, Fach- und Umwelt­ver­bände sowie private und staat­liche Forschungs­ein­richtungen.

 

Geologen haben neben den allgemeinen Tätig­keits­feldern von Bau­ingenieuren in Planungs­büros, öffent­licher Ver­waltung, frei­beruf­lichen Arbeiten oder Manage­ment­positio­nen eine Reihe weiterer Möglich­keiten offen stehen. Master­absolventen im Bereich der Ingenieurs­geo­logie finden vor allem im Consul­ting-Bereich Arbeit, aber auch produ­zierende Industrie des Wasser-, Rohstoff- und Tief­bau bieten poten­zielle Ein­satz­möglich­keiten. Darüber hinaus besteht ein steigen­der Bedarf an Geo­wissen­schaft­lern im Bereich Nutzung geo­thermi­scher Energie sowie der unter­irdischen Ablage­rung von Abfall­stoffen und Schad­stoffen. Zudem können Absol­venten auch in wissen­schaft­licher Hin­sicht bei öffent­lichen privaten Forschungs­instituten tätig sein sowie Lehr­tätig­keiten bei Berufs- und Fach­hoch­schulen, Uni­versi­täten aus­führen.